Thomas Niederberger: "Kreuzlingen ist eine attraktive, lebenswerte Stadt". Kurt Peter
07.01.2025 13:03
Schulden in Griff bekommen
Stadtpräsident Thomas Niederberger blickt zurück und voraus - zwei wichtige Abstimmung in diesem Jahr
Erfreuliches und weniger Erfreuliches: Das Jahr 2024 stand für Stadtpräsident Thomas Niederberger im Zeichen von Abstimmungserfolgen und -niederlagen, Verkehrsstress aber auch von gelungenen Projekten. Und er weiss: «Es kommt noch viel auf die Stadt zu».
Kreuzlingen In seinem Rückblick auf das Jahr 2024 geht Stadtpräsident Thomas Niederberger auf eine ganze Reihe von Ereignissen ein. Er blickt dabei mit Freude auf die gewonnene Abstimmung über Sanierung und Betriebsbeitrag für das Kulturzentrum Kreuzlingen zurück. «Wir können nun an die Umsetzung der Pläne gehen und die Zukunft für dieses wichtige Haus ist gesichert». Wichtig für ihn sind auch die Baurechtsverträge mit dem Verein Tierpark und dem Tennisclub Hörnli.
Wichtige Ortsplanung genehmigt
Den «Stützli-Bus», der seit etwas mehr als einem Jahr unterwegs ist, bezeichnet Thomas Niederberger als vollen Erfolg. «Das Angebot wird sehr gut angenommen, es ist eine erfreuliche Entwicklung. Was mich auch freut, ist die Tatsache, dass die gesamte Ortsplanung am 1. Januar in Kraft gesetzt werden konnte, das ist der Abschluss einer langjährigen und intensiven Arbeit». Und sie mache auch den Bau des Reka-Feriendorfes beim Schwimmbad Hörnli möglich. Die Entscheidungsgrundlagen seien da, jetzt gehe es an die Realisierung. «Für Kreuzlingen ist das ein extrem wichtiges Projekt mit einer Attraktivitätssteigerung für die ganze Region».
Die Verwaltung sei im vergangenen Jahr, neben der Erarbeitung zahlreicher Projekte, auch mit dem internen und externen Leitbild beschäftig gewesen und «wir konnten beide in Kraft setzen». Die kommenden Jahre stehen für den Stadtpräsidenten im Zeichen hoher Investitionen. Der Finanzplan habe im Gemeinderat zu grossen und intensiven Diskussionen geführt, inklusive der Forderung an den Stadtrat, endlich Prioritäten zu nennen. «Die Projekte stehen schon seit Jahren im Finanzplan, umsetzen müssen wir sie teilweise aus gesetzlichen Gründen (Bodensee-Arena, Kulturzentrum) oder aus Entscheidungen von Volksabstimmungen (Verwaltungsliegenschaften)».
Verkehr und Sicherheitslage
«Es war ganz und gar kein unproblematisches Jahr», blickt er zurück. Stark beschäftigt habe die Verkehrssituation mit den Baustellen. Und auch die Sicherheitslage habe zu Ängsten, Sorgen und Kritik geführt. Die Verunsicherung in der Bevölkerung sei gross. «Wir hoffen, dass wir bei Bundesrat Beat Jans während seines Besuchs in Kreuzlingen Verständnis für den Handlungsbedarf geweckt haben». Das Problem beschränke sich nicht auf Kreuzlingen, die ganze Region sei betroffen. Er, so Thomas Niederberger, hoffe auf eine konsequente Behandlung straffälliger Asylbewerber.
Zwei wichtige Abstimmungen stehen im kommenden Jahr an. Am 9. Februar befinden die Stimmberechtigten über den Neubau des Betriebsgebäudes von Energie Kreuzlingen. Das Kreditbegehren umfasst knapp 40 Millionen Franken, «wobei für den Bau 31 Millionen Franken vorgesehen sind, denn es muss auch noch das Land vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen überführt werden. Zudem ist eine Reserve von 15 Prozent eingeplant». Für einen effizienten und zukunftsgerichteten Betrieb von Energie Kreuzlingen sei der Neubau wichtig.
Bodensee-Arena im September
Die nächste grosse Abstimmung 2025 findet im September statt. Es geht dabei um die Sanierung und den Ausbau der Bodensee-Arena für knapp 27 Millionen Franken. «Der Gemeinderat wird die Vorlage im Mai 2025 beraten». Die Bodensee-Arena müsse dringend saniert werden, sage das Stimmvolk Nein zum Kredit müsse die Anlage zurückgebaut werden. Dieser «geordnete Rückzug», wie ihn Thomas Niederberger nennt, würde die Steuerzahler zwischen 12 bis 15 Millionen Franken kosten. Allein die Vernichtung von Real- und Buchwert würde sich auf fünf Millionen Franken belaufen, ein Ersatzbau für Fussballsport und Festarealbetrieb ebenfalls auf fünf Millionen. «Und verlieren würden wir alle Eisfläche, Garderoben, Eventlokal, Restaurant sowie Hotel».
Die Kritik an der Beteiligung von Konstanz mit 150'000 Euro jährlich an den Betrieb verstehe er. «Aber es ist besser als gar nichts», sagt der Stadtpräsident. Schliesslich gelte es zu bedenken, dass Konstanz auch Betriebe unterhalte, die von Kreuzlingerinnen und Kreuzlingern besucht, aus der Stadtkasse aber nicht unterstützt würden, wie etwa die Therme. Und auch die Kreuzlinger Beiträge an Stadttheater und die Bodensee Philharmonie seien eher bescheiden.
Verwaltung im Gemeinderat
2025 stehe auch die Beratung im Gemeinderat über das Projekt der Verwaltungsliegenschaft an. «Die Diskussion ist im September vorgesehen, die Volksabstimmung im März 2026». Derzeit seien zwei Projektgruppen (Sallmansches Haus und Hauptstrasse) an der Arbeit. Die Vorprojekte sollten nach Plan im März 2025 vorliegen. Erst nach der Abstimmung werde entschieden, was mit der Liegenschaft «Bodan» weiter passiere. Diese ist nicht im Planungsperimeter, soll aber mit der Firma Häberli abgetauscht werden. «Da unser Projekt einen gewissen Wohnanteil benötigt, denken wir an die Umsetzung in den Liegenschaften Markstrasse 4 und 4a».
Ein grosses und wichtiges Thema der kommenden Jahre werde die grenzüberschreitende Wärmeversorgung sein. Eine Arbeitsgruppe sei an den verschiedenen Themen dran. «Denn es gilt, in Zukunft sowohl Seethermie wie auch die Abwärme aus dem Ersatzneubau der KVA in Weinfelden nutzen zu können». Mitte März 2025 sollten die Resultate aus den Arbeitsgruppen für die weiteren Entscheidungen vorliegen».
Steuerdiskussion kommt
«Kreuzlingen ist eine wachsende Stadt mit hoher Lebensqualität», erklärt Thomas Niederberger. Dazu beigetragen hätten Investitionen wie etwa in das Sport- und Kulturzentrum Dreispitz, das Bad Egelsee und das Hörnli. Das Angebot an Arbeitsplätzen, Bildung, Freizeit, Sport und Kultur, die Nähe zum See und auch den Naherholungsgebieten mache Kreuzlingen zu einer lebenswerten Stadt. «Wir haben zudem eine gute Ausgangslage, wenn es um die städtischen Finanzen geht», ist er überzeugt. Während Private die Gewinne zurückstellen könnten, sei dies für Gemeinden aufgrund des Harmonisierten Rechnungsmodells 2 (HRM2) nicht möglich.
Zweifellos bestehe Handlungsbedarf, um die Verschuldung im Griff zu bekommen. Die Bewirtschaftung des Liegenschaftsportfolios sei eine der Massnahmen, die der Stadtrat aktuell umsetze. Natürlich gelte es auch, die Ausgaben zu reduzieren, mit den Abteilungsleitern würden daher Gespräche geführt. «Wir haben bereits an der vergangenen Budgetdiskussion die Erhöhung des Steuerfusses ab 2026 zur Sprache gebracht, das wäre eine weitere Massnahme, die Lage im Auge zu behalten. Andererseits zeigt der Finanzplan auf, dass wir in den kommenden Jahren aus der Verschuldung auch wieder herauskommen».
Kurt Peter