08.07.2024 16:42
Pfahlbauten weggeschwemmt
In der Umgebung der UNESCO Fundstellen Arbon-Bleiche 2 und 3 werden zurzeit weitere Pfahlbausiedlungen archäologisch untersucht. Die bislang gefassten Befunde und Funde bezeugen nicht nur grossflächige jungsteinzeitliche Überreste, sondern auch eine durch ein Starkwetterereignis verursachte Überschwemmung in der Neuzeit. Dabei wurden die pfahlbauzeitlichen Schichten weggeschwemmt. Am Mittwoch, 10. Juli, können die laufenden Grabungsarbeiten zwischen 14 und 16 Uhr besichtigt werden.
Thurgau Seit Anfang Juni und noch bis Ende August finden auf dem «Rossweidli» bei Arbon archäologische Grabungen statt. Damit werden Sondierungsarbeiten der vergangenen beiden Jahre fortgesetzt. Ziel der Untersuchungen ist, die Ausdehnung, Erhaltung und Zeitstellung von weiteren Pfahlbausiedlungen in der Umgebung der UNESCO-Fundstellen Arbon-Bleiche 2 und 3 abzuklären.
UNESCO-Welterbe unter einem Parkplatz
Bereits seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert werden pfahlbauzeitliche Fundstellen in der sogenannten Bleiche in Arbon archäologisch erforscht. Insgesamt sind heute in der verlandeten Bucht sieben Siedlungszonen bekannt. Von besonderer Bedeutung sind Arbon-Bleiche 2 und 3, die heute mehrere Meter unter Gewerbehallen und einem Parkplatz gut geschützt erhalten sind.
Bleiche 2 wurde 1944 grossflächig ausgegraben. Die von mehreren Zaunreihen umgebene Pfahlbausiedlung stammt aus der Frühbronzezeit (zirka 1700–1550 v.Chr.) und wurde in diesem Zeitraum mehrfach erneuert. Das jungsteinzeitliche Bleiche 3 bestand nur gerade 15 Jahre (3384–3370 v.Chr.), bevor es einer Brandkatastrophe zum Opfer fiel und dann schnell einsedimentierte. Daher sind diese archäologischen Reste besonders gut konserviert. Beide Fundstellen sind seit 2011 Teil des seriellen und transnationalen UNESCO Welterbes «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen».
Steinzeitliche Siedlungen in der Randzone
Weiteren Siedlungen finden sich in der direkten Umgebung, der sogenannten Pufferzone. Sie sind bislang nur punktuell erforscht. Teilweise liegen diese Fundstellen in der Bauzone, so im Bereich einer grossen Wiese an der Landquartstrasse, das «Rossweidli». Hier klärt das Grabungsteam des Amts für Archäologie die Ausdehnung und Erhaltung von Arbon-Bleiche 1 und Bleiche 5 ab. Beim benachbarten Mayrhaus fanden sich 1992 archäologische Reste von gleich zwei Pfahlbausiedlungen, einerseits aus der sogenannten Pfyner Kultur (um 3750 v.Chr.) und andererseits aus der späten Horgener Kultur (um 2800 v.Chr.). Aufgrund von letztjährigen Sondierungen ist bereits bekannt, dass sich in der angrenzenden Wiese ein grossflächiges Pfahlfeld erhalten hat. Die vorliegenden Datierungen der Hölzer weisen einige davon ebenfalls in die Pfyner Kultur.
Diese Bauteile von Häusern, Wegen oder Zäunen wurden bei einem Starkwetterereignis in der Neuzeit weggerissen. Dabei trug das Wasser auch Kulturschichten mit Funden wie Gefässscherben, Tierknochen oder Steinbeilen ab. Reste haben sich in einem Kies über den Pfählen wieder abgelagert. Leider liessen sich bislang keine historischen Quellen von einer solchen Überschwemmung finden. In einer grossen Grabungsfläche wird in diesem Jahr versucht, mehr über die pfahlbauzeitlichen Fundstellen und die historischen Ereignisse herauszufinden.
Informationen zu den laufenden Arbeiten sind bei der Grabungsstelle angebracht oder auf der Webseite des Amts für Archäologie nachzulesen (archaeologie.tg.ch). Für Interessierte findet am 10. Juli von 14 bis 16 Uhr eine öffentliche Informationsveranstaltung statt. Dann ist auch mehr zum Ablauf der Arbeiten sowie zum Befund zu erfahren und die Funde können aus der Nähe betrachtet werden.
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