Max Wicker, Präsident SC Kreuzlingen, und Dominik Pinsini, Leiter Wasserball, über die finanziellen und sportlichen Herausforderungen für die Kreuzlinger Wasserballer. Bild: Nico Wrzeszcz
23.01.2024 15:19
Geschichte geschrieben, aber finanzielle Unterstützung benötigt
Zum ersten Mal in der Geschichte steht eine Schweizer Wasserballmannschaft in einem Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs. Doch damit die Wasserballer des SC Kreuzlingen überhaupt antreten können, braucht es finanzielle Hilfe.
Wasserball Vor Beginn der Saison war man sich im Vorstand unschlüssig, ob man das Abenteuer Europa angehen wolle. «Wir wussten, wie gross das finanzielle Risiko ist, das wir damit eingehen. Doch Trainer Milan Petrovic kam auf uns zu und wollte uns überzeugen», erklärte SCK-Präsident Max Wicker. Es sei eine einmalige Chance, gerade für die jungen Spieler, sich international messen zu können. «Wir haben schliesslich alle Spieler gefragt und haben ein einstimmiges Ja bekommen.» Das hiess für die Spieler: statt zwei Monaten waren es nur zwei Wochen Pause, denn der Challenger Cup fing bereits früher an, als die Meisterschaft. «Uns war klar, wenn wir wirklich international spielen wollen, muss das ausserhalb vom Verein SC Kreuzlingen laufen. Das finanzielle Risiko war einfach zu gross», so Wicker. Über einen Fan kam dann die Idee des Crowdfunding.
Situation ist beschämend
Die finanzielle Belastung bei internationalen Spiele sei nicht ohne. «Wir wollten unsere Sponsoren nicht zusätzlich belasten, sie leisten bereits einen grossen Beitrag. Es galt, die finanziellen Mittel über andere Wege zu steuern», sagte Dominik Pinsini, Leiter Wasserball. «Es ist beschämend, dass wir vom Verband keinerlei finanzielle Hilfe bekommen. Wir sind als Verein komplett auf uns alleine gestellt.» Schliesslich haben die Spieler nicht mehr davon, sie verdienen kein Geld. Vielmehr müssten sie noch einen Eigenanteil an der Reisekosten teilen. «Mit der Crowdfunding-Aktion versuchen wir zumindest den Eigenanteil der Spieler zu decken, 2800 Franken für alle 14, der Wunschbetrag liegt bei etwa 15'000 Franken. Dann wäre die Clubkasse nicht zusätzlich belastet», so Pinsini. So hoch ist der Betrag bei einem Auswärtsspiel, zusammensetzend aus Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung, sowie Transportkosten vor Ort. Doch auch bei Heimspielen liegen die Kosten des SC Kreuzlingen bei circa 5000 bis 6000 Franken. «Unser Ziel ist es, auf eine Null-Rechnung zu kommen und mit dem Crowdfunding die Kosten zu decken. In einer ersten Aktion habe man 22'000 Franken erhalten, aktuell sind es rund 3000 Franken. «Das Minimalziel ist erreicht. Uns ist natürlich bewusst, dass der aktuelle Zeitpunkt ungünstig ist, so kurz nach Weihnachten und zu Beginn des Jahres», so Wicker.
Sportlich ist alles möglich
Aufgrund seiner Erfolge und seiner Erfahrung hat man bei dieser Entscheidung auf Trainer Milan Petrovic gehört. «Wir gehen in jedes Spiel optimistisch. Niemand hätte von uns erwartet, dass wir so weit kommen. Doch nun stehen wir im Halbfinale.» Der nächste Gegner, AVK Triglav Kranj kommt aus Slowenien. «Knapp 90 Prozent der Mannschaft ist Teil der slowenischen Nationalmannschaft. Bei uns spielen alle auf freiwilliger Basis. Aber jeder von meinen Jungs gibt immer 100 Prozent», versichert Milan Petrovic. Die jüngsten Erfolge seien bereits auf ein grosses Echo gestossen, im Viertelfinale sei die Tribüne im Hallenbad Egelsee brechend voll gewesen.
«Natürlich besteht die Hoffnung, ins Finale einzuziehen, gerade wenn man schon weit gekommen ist. Wir sind der Überzeugung, dass bei einem entsprechenden Erfolg die Gelder besser fliessen werden», erklärte Max Wicker. In anderen Sportarten, wie zum Beispiel Handball, sei es ähnlich gelaufen. Die Halbfinalspiele finden am 9. März in Kranj, am 23. März in Kreuzlingen statt. Das mögliche Finale wäre Ende April in Kreuzlingen. «Zum Rückspiel könnten wir, mit Glück, im Hörnli spielen. Das wäre mit Blick auf Zuschauer für uns besser.» Doch das Wetter und die Wassertemperatur seien dafür entscheidend. Doch erst einmal steht das schwierige Halbfinale vor der Tür. Infos zum Crowdfunding unter: www.lokalhelden.ch/sck
Von Nico Wrzeszcz